Samstag, 18. Juni 2011

neunundsechzig







"Wie geht es dir so?"
"Naja und dir? Ich bin gerade etwas mies drauf."
"Müde, aber irgendwie auch gut, danke."
"Frag' mich doch mal, wieso ich mies drauf bin!"
"Ähm.. warum bist du mies drauf?"
"..weil ich dich angeschrieben habe. Eigentlich wollte ich warten, bis du mich anschreibst.. hast du aber nicht und das nervt mich gerade voll.."
"Dann muss ich dich morgen wohl oder übel anschreiben."
"Ich bitte darum.."


Am nächsten Tag:

"Hallo"
"JACKPOT!"


Ist er nicht süß?

Donnerstag, 16. Juni 2011

achtundsechzig


Die Sonne ist schon seit Stunden nicht mehr zu erahnen, ich liege in meinem Bett, bin müde, denke über den Tag nach. Ich befinde mich schon im Halbschlaf, als sich plötzlich mein Handy bemerkbar macht. Ich quäle mich aus dem gemütlichen Bett und durchwühle meine Tasche, überlege dabei wer mir um genau 2 Uhr nachts etwas mitteilen muss. Was bitte kann so wichtig sein? 
7 unbeantwortete Anrufe und 1 Sms, von ihm..
Bevor ich irgendetwas lese, krabbele ich wieder in mein Bett. Okay.

"Ich sitze hier gerade am Park und kann auf die Stadt herunter sehen. Ist wunderschön.."

Das nächste Mal kannst du mich ja mitnehmen, ist mein erster Gedanke und lächele. Warum schreibt er mir aber sowas? Irgendeinen Zweck muss es doch haben, nicht? Ich weiß nicht. Um klare Gedanken zu fassen, ist es eh zu spät. 
Viele Stunden, eher einen halben Tag später, erreicht mich noch eine Nachricht von ihm:
"Sorry, war etwas angetrunken."
Das ist nicht das erste Mal, das er mir solche Sachen schreibt und dann entschuldigt er sich wieder. Kann er nicht vorher nachdenken und dann handeln oder meine Nummer löschen, bevor er eine Flasche anrührt? Übrigens: Menschen im alkoholisierten Zustand erzählen die Wahrheit, heißt es...


Sonntag, 12. Juni 2011

sechsundsechzig

"Kaylee?"
"Ja?"
"Ach nichts..."
"Ist echt nichts?"
"Eigentlich ist schon was."
"Was denn?"
"Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll oder ob ich es dir überhaupt sagen will."
"Nun mach' schon, es wird keiner schreiend im Kreis umherrennen oder sowas."
"Nicht?"
"Ich denke eher nicht."
"Dann hat das keinen Zweck."
"Was soll das denn jetzt?"
"Wenigstens schreibst du mit mir.."
"Was?!"
"Mir ist nichts interessantes eingefallen. Aber ich wollte einfach unbedingt mit dir schreiben. Also entschloss ich über nichts mit dir zu schreiben. Hoffentlich bist du jetzt nicht sauer oder beleidigt."

Dienstag, 7. Juni 2011

fünfundsechzig


Ich überlege mir dauernd, wie ich reagieren werde oder eher sollte, wenn du mir begegnest.
Jedes Mal komme ich zum gleichen Entschluss: Ignorieren.
Stunden später, in der Schule, tauchst du plötzlich auf. Lächelst, winkst und grüßt mich. In diesen kleinen Momenten verlassen mich meine Vorsätze und ich grüße dich auch. Ich weiß nicht, warum ich das mache. Ich will nichts von dir, auch keinen Gruß.
Aber jetzt mal ganz ehrlich, ich möchte eigentlich mehr als dieses verdammte "hey" oder "hallo". Ich möchte dich umarmen, interessante Gespräche mit dir führen, mit dir lachen und selbst das Schweigen war etwas friedliches in deiner Gegenwart. Egal was wir gemacht haben, alles war mir recht, alles war mir genug, alles war ..schön. 
Ich weiß, dass ich in einer gewissen Art und Weise anstrengend und anspruchsvoll bin. Jedoch..ist das nicht natürlich? Jeder geht mal seinem Umfeld auf die Nerven und sind Ansprüche denn falsch? 
Dann frage ich mich aber, warum das alles so eine beschissene Wende nahm. An manchen Tagen bist du dann wieder herzallerliebst, aber eigentlich könnte ich dir regelmäßig das Hinterteil versohlen..oder sonst irgendetwas. Ich kann und will dir auch gar nicht dauernd hinterherrennen. Ich bin nicht abhängig. Nein. 

Sonntag, 5. Juni 2011

vierundsechzig




Ich verlasse das schlecht belüftete Gebäude und merke erst einige Augenblicke später, dass es regnet. Das Wasser prasselt vom Himmel wie lange nicht mehr, die Sommerluft strömt mir entgegen. Schon gefühlte Ewigkeiten ist es her, als ich diesen Duft das letzte mal einatmete. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe. Nach einigen Momenten des Genusses trete ich ganz vor die Tür. Kaltes Wasser überkommt meinen Körper, lässt meine Haare am Gesicht, meine Kleidung am Körper kleben. 
Ich laufe langsam den menschenleeren Weg entlang und male mir aus, wie es wäre, wenn du bei mir wärst. Zu gerne hätte ich dich hier gehabt, neben mir, direkt an meiner Seite. Du liebst diese Tage mindestens genauso sehr wie ich. Was du gerade machst? Vielleicht sitzt du an deinem Zimmerfenster und siehst dir das Schauspiel von dort aus an. Denkst du überhaupt noch an mich? An unsere gemeinsamen Zeiten? 
Ich rüttele die Gedanken von mir. Plötzlich ist mir das alles völlig gleich. So wie die Sorgen und Gedanken von mir gewichen sind, so sind auch die schweren Regenwolken hinfort gezogen. 
Wie schnell sich alles ändert. Schade eigentlich. 
Ich betrachte den Abendhimmel in den Pfützen. Rosa, pink, orange, fast rot. Ich verweile noch einige Zeit an der frischgewaschenen Luft und genieße diesen Anblick. Als ich am späten Abend meine Nachrichten durchlese, ist eine von dir dabei. Nichts steht drin. Ich entdecke den Anhang und es dauert kurz, bis es sich öffnet. Ein Foto von dem rosaroten Himmel. Du hast daran gedacht. Ich lächle und bedanke mich bei dir für das Foto. "Solche Ereignisse erinnern mich an Dich", gestehst du mir. 
Unverhofft kommt oft.



Freitag, 3. Juni 2011

zweiundsechzig - lebendig tot

„Einst war in einem fernen Königreich eine Krankheit ausgebrochen, an der alle zu sterben drohten. Der Zufall fügte es, daß just zu dieser Zeit ein weitgereister Arzt zum Palast kam, der eine kleine Flasche Medizin mit sich trug, gerade genug, um eine einzige Person vor der Seuche zu bewahren. Die Wachen führten ihn vor den König. 
Der König ließ die Weisen seines Landes zusammenrufen und fragte sie, ob er das Wasser des Lebens zu sich nehmen solle. Und die Weisen antworteten: 'Aber ja, großer König, wenn du das Wasser des Lebens nicht trinkst, mußt du sterben. Darum trink es, und so bleibt der Edelste von uns am Leben!' Nachdenklich fragte der König: 'Sind eigentlich alle Weisen aus meinem Land heute hier?' 
Und siehe, es stellte sich heraus, daß einer fehlte, der im äußersten Winkel des Königreichs lebte. Da befahl der König, auch diesen herbeizuholen. Das dauerte viele Wochen. Als der Alte schließlich vor dem Thron kniete, richtete der König die gleiche Frage an ihn. 
Der Weise überlegte lange und fragte dann: 'Wirst du, großer König, das Wasser des Lebens alleine trinken, oder werden auch andere davon trinken?' 'Es ist nur ein Fläschchen da,' entgegnete der König, 'und das reicht gerade für eine Person.' 'Edler König, in diesem Fall rate ich dir, den Becher nicht zu leeren. 
Denn siehe, wenn einer allein überlebt, ohne Freunde, Familie, sein Volk, dann fehlt ihm alles, dann ist er lebendig tot.'“

Donnerstag, 2. Juni 2011

einundsechzig




"Wer will, dass die Welt
so bleibt, wie sie ist, 
der will nicht, dass sie bleibt."
                                  Erich Fried