Sonntag, 5. Juni 2011

vierundsechzig




Ich verlasse das schlecht belüftete Gebäude und merke erst einige Augenblicke später, dass es regnet. Das Wasser prasselt vom Himmel wie lange nicht mehr, die Sommerluft strömt mir entgegen. Schon gefühlte Ewigkeiten ist es her, als ich diesen Duft das letzte mal einatmete. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe. Nach einigen Momenten des Genusses trete ich ganz vor die Tür. Kaltes Wasser überkommt meinen Körper, lässt meine Haare am Gesicht, meine Kleidung am Körper kleben. 
Ich laufe langsam den menschenleeren Weg entlang und male mir aus, wie es wäre, wenn du bei mir wärst. Zu gerne hätte ich dich hier gehabt, neben mir, direkt an meiner Seite. Du liebst diese Tage mindestens genauso sehr wie ich. Was du gerade machst? Vielleicht sitzt du an deinem Zimmerfenster und siehst dir das Schauspiel von dort aus an. Denkst du überhaupt noch an mich? An unsere gemeinsamen Zeiten? 
Ich rüttele die Gedanken von mir. Plötzlich ist mir das alles völlig gleich. So wie die Sorgen und Gedanken von mir gewichen sind, so sind auch die schweren Regenwolken hinfort gezogen. 
Wie schnell sich alles ändert. Schade eigentlich. 
Ich betrachte den Abendhimmel in den Pfützen. Rosa, pink, orange, fast rot. Ich verweile noch einige Zeit an der frischgewaschenen Luft und genieße diesen Anblick. Als ich am späten Abend meine Nachrichten durchlese, ist eine von dir dabei. Nichts steht drin. Ich entdecke den Anhang und es dauert kurz, bis es sich öffnet. Ein Foto von dem rosaroten Himmel. Du hast daran gedacht. Ich lächle und bedanke mich bei dir für das Foto. "Solche Ereignisse erinnern mich an Dich", gestehst du mir. 
Unverhofft kommt oft.



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