Montag, 30. Mai 2011

sechzig - vom Ende

In den letzten Wochen ist mir eines bewusst geworden: Du kannst gut schauspielern. 
Du zeigst dich stets an allem interessiert und löcherst mich mit Fragen, willst alles sofort wissen. Das ist doch normal, bei besten Freundinnen, würde jetzt manch einer behaupten. Wir sind aber gar keine Freunde, noch nie gewesen, sind es nicht, werden es nie sein. 
Traurige Wahrheit, bitterer Ernst. In Zukunft werden wir wohl auch nicht mehr in einer Klasse sein, dann wirst du mich für immer vergessen haben, so meine Diagnose. Das Schlimme an der Sache ist, dass du anderen erzählst, dass ich deine beste Freundin bin. Das entspricht nicht der Wahrheit. Du erzählst mir nie etwas, ich muss dich erst darauf ansprechen, bis du dann ein paar magere Sätze zu dem Thema von dir gibst. Aber von mir willst du alles sofort wissen. Du fragst nicht nach Verabredungen oder ob ich nicht auch Lust hätte dort und da hin mitzukommen. Du bist weder freundlich noch hilfsbereit oder ehrlich, aber du kannst gut schauspielern, das sollte man dir lassen. Wenn du Probleme hattest, konntest du immer mit mir reden, ich war stets zur Stelle, habe mir dein Leid angehört, auch wenn ich eigentlich wichtigeres zutun hatte und du mir es schon gefühlte 26819 Mal erzählt hast. Wenn ich Sorgen hatte, hast du es meistens mit einem "Tja, da kann man nichts machen, ist halt so" abgehakt. Da ahnte ich noch nicht, wie hinterhältig du bist. Dass du scheinbar keine Freundschaft willst, nur jemanden zum Ausheulen. 
Es tut schon weh, zu wissen, dass es nie mehr so sein wird, wie es mal war. Aber wenn die Vergangenheit gelogen war, dann ist das besser so. Schließlich verliert man keine Freunde. Mit der Zeit findet man nur heraus, wer richtig und wer falsch ist. In welche Kategorie du gehörst, solltest du jetzt wissen. 

Samstag, 28. Mai 2011

neunundfünfzig

Festival, Konzert, laute Musik, Alkohol, schwitzende Körper, viel nackte Haut, unüberlegte Taten, Reue, Spaß.

Freitag, 27. Mai 2011

achtundfünfzig

Die Sonne prallt hinunter, mein Kopf glüht, es ist heiß. Sommer. Ich schlage vor, dass wir an den Bach fahren könnten, um uns abzukühlen. Du bist verwirrt und ich habe den Eindruck, dass du nicht weißt, ob ich das ernst meine. Ich schwärme von dem kühlen Wasser. Du bist überrascht von meiner Spontanität. so direkt nach der Schule zum Bach, das hättest du wohl nicht von mir erwartet, denke ich mir. Wir stellen sofort unsere Fahrräder ab, reißen uns wortwörtlich die Schuhe von den Füßen und sprinten hinunter zum Bach. Ich spüre die Erde zwischen meinen Zehen. 
Das kühle Wasser spritzt hoch und wir freuen uns. Lachen. Wir schauen uns Steine an, diskutieren, welcher der schönste ist. Sind beeindruckt von der Klarheit des Bachs. Graben unsere müden Füße in den weichen Schlamm. Reden über den Schultag, unsere Mitschüler, andere Menschen. Unterhalten uns über die Schönheit der Natur, sind traurig über die Vergänglichkeit, haben Angst vor der Zukunft, bemitleiden uns gegenseitig. Das bringt nichts, es ändert nichts, denke ich und sage es auch. Du gibst mir Recht. Wir sollten handeln, anstatt zu träumen. Träumen ist aber schön, meinst du. Träume, die in Erfüllung gehen sind das beste, meine ich. Wir legen uns auf die Wiese und sind der Meinung, dass einer unserer Träume in Erfüllung gegangen ist. 
Wer träumt während einer elenden, unendlich erscheinenden Schulstunde nicht von einem kühlen Bach und Sonnenschein? 

Donnerstag, 26. Mai 2011

siebenundfünfzig - verkehrte Welt

Irgendetwas stimmt nicht. Er erzählt, erzählt und es nimmt kein Ende. Eigentlich schön. Sonst bin ich immer die, die Gespräche am Leben erhalten muss. Entspannend. Ich merke, dass ihn etwas bedrückt. Ich frage ihn danach, was denn los sei. 
Er holt tief Luft, sucht nach den richtigen Worten. Er ist verliebt. Eigentlich etwas wunderbares, aber er war vor kurzem im Ausland. Lass' es bitte eine von hier sein. Bitte. Meine Wünsche gehen nie in Erfüllung, natürlich wohnt sie im Ausland. So traurig und verzweifelt sah ich ihn noch nie. Er fängt an von ihr zu schwärmen, beschreibt mir sie. Wie schön es war, mit ihr zu Lachen und den Tag zu verbringen. 
Er versinkt in seinen Gedanken und schweigt. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Hoffnung besteht kaum. Schließlich meint er, dass das doch lustig ist. Wie bitte? Lustig? Sonst bin ich immer die, die nicht weiterweiß und mit dem anderen Geschlecht zu kämpfen hat. Wie wahr. Er tut mir leid. 
Ich schlage ihm vor, nach ihr im Internet zu suchen. Besser als nichts. Er ist überglücklich, als er sie in einem Netzwerk findet. Jedoch bin ich pessimistisch, sie wohnt einfach  zu weit weg. Wie soll das denn nur gehen? Liebe schafft alles. Aber ist das denn Liebe? Wohl eher Verliebtheit. Ich gönne ihm das von Herzen. Lass' ihn glücklich sein. 
Nun bin ich die, die in Gedanken versinkt. Über die Vergangenheit nachdenkt. Was er und ich schon so erlebt haben. Wie oft er mir versuchte zu helfen. Wie gut er mich aufmuntern und zum Lachen bringen kann. Das ist doch verrückt. Verkehrte Welt.

Mittwoch, 25. Mai 2011

sechsundfünfzig - nachts

Der penetrante Geruch von Nagellackentferner liegt in der Luft. Eine Motte schwirrt immer wieder von außen an das Fenster. Die Konturen der Möbel sind kaum wahrnehmbar.
Ich sitze auf meinem Bett, um mich herum liegen Bücher, Stifte und fast leere Flaschen. Eine normale Nacht, könnte man meinen. So ist es aber nicht. Auf meinem Schoss der Laptop, wie üblich. Wir unterhalten uns über dies und jenes. Ich bin glücklich, dass ich überhaupt mal etwas von dir mitbekomme.
Du bist anders. Du sprudelst nicht mehr vor Wörtern und Ideen wie früher. Nennt man das erwachsen? Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts. Bin ich zu penibel? Unser Lied spielt gerade. Alte Erinnerungen tauchen auf und lassen mich hinwegdriften, von dem allen hier. "Du bist mir wichtig.", schreibe ich. Abschicken? Nein. Du weißt das doch. Das ist zu kitschig. Das ist nicht angebracht. Mein innerer Monolog nimmt Überhand und plötzlich ist es abgeschickt. Scheiße. Ich warte gespannt auf deine Antwort. 
Du schreibst und schreibst, hörst auf und schreibst wieder. Das war kein guter Schachzug. Ich bin zu anhänglich, aufdringlich. Okay. Du schickst es ab. Ich bin dir auch wichtig. Du wärst nicht du, wenn ich nicht wäre. Meinst du das ernst? Ja. Ich bin zufrieden. Fast glücklich. Warum hast du eigentlich keine Freundin? Unverständlich. Du erfüllst das Klischee perfekt. Wahrscheinlich bin ich die einzige mit dieser Meinung. Wenig später schalte ich den Laptop aus, stelle ihn weg und lege mich hin. 01:01 Uhr. Schöne Uhrzeit. Der Mond scheint in mein Zimmer. Ich lächele und wünsche allen eine gute Nacht, hoffe, dass es meinen Lieben gut geht. Ich liebe euch.

fünfundfünfzig